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13.06.2016 Titandioxid zur Verbesserung der Luftqualität

Titandioxid zur Verbesserung der Luftqualität in der Landeshauptstadt Wiesbaden

 

1. Antrag

Antrag der AfD-Stadtverordnetenfraktion für die
Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energie, Sauberkeit am 13. Juni 2017

Prüfung der Wirksamkeit von Titandioxid zur
Verbesserung der Luftqualität in der Landeshauptstadt Wiesbaden

Der Ausschuss für Umwelt, Energie, Sauberkeit wolle beschließen:

1. Der Magistrat wird beauftragt, die Wirksamkeit von Titandioxid zur Verbesserung der Luftqualität zu prüfen. Dabei soll explizit auf folgende Aspekte eingegangen werden:

       – Wirksamkeit der photokatalytischen Reaktion
       – Wirkungsweise von Titandioxid als Katalysator in Bezug auf Schadstoffe wie   Stickoxide
       – Luftaustauschrate bei unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten in Wiesbaden

 2. Der Magistrat wird bei erfolgreicher Prüfung von Punkt 1 beauftragt, zeitnah die grundsätzliche Möglichkeit der Anbringung bzw. Montage der drei folgenden mit Titandioxid beschichteten Produkte beliebiger Größe in Wiesbaden im Rahmen eines Pilotprojektes zu prüfen:

       a) „Prosolve370E“
       b) Airclean Pflastersteine der Firma FCN
       c) Dachziegel mit Titandioxid-Beschichtung

 3. Der Magistrat wird bei erfolgreicher Prüfung von Punkt 1 beauftragt, die am stärksten durch Luftverschmutzung (hier insbesondere Stickoxide) belasteten Knotenpunkte der Landeshauptstadt Wiesbaden für die Anbringung eines „Prosolve370E“ im Rahmen des Pilotprojektes zu ermitteln.

 4. Der Magistrat wird bei erfolgreicher Prüfung von Punkt 1 beauftragt, die Montage von Dachziegeln und Pflastersteinen mit Titandioxid-Beschichtung im Ausschuss für Planung, Bau und Verkehr zu thematisieren.

 5. Der Magistrat wird bei erfolgreicher Prüfung von Punkt 1 beauftragt, nach eingehender Prüfung in Wiesbaden ansässige Unternehmen für diese Technologie zu ermitteln.

 6. Der Magistrat wird bei erfolgreicher Prüfung von Punkt 1 beauftragt zu prüfen, ob die oben genannte Technologie einen geeigneten Ersatz für die in der Kooperationsvereinbarung der „Kenia-Kooperation“ angestrebte Erweiterung der Umweltzone auf das gesamte Stadtgebiet von Wiesbaden darstellt.

 7. Der Magistrat wird bei erfolgreicher Prüfung von Punkt 1 beauftragt zu prüfen, ob die oben genannte Technologie eine geeignete Ergänzung zum 34-Punkte-Maßnahmenkatalog von Herrn Umweltdezernent Andreas Kowol zur Abweisung der Klage durch den Verkehrsclub Deutschland (VCD) darstellen könnte.

 8. Der Magistrat wird bei erfolgreicher Prüfung von Punkt 1 beauftragt, die Möglichkeit der Kostenreduzierung des Einsatzes der oben genannten Technologie für die Stadt Wiesbaden durch Fördermaßnahmen von Bund und Land oder im Rahmen des Sponsorings durch interessierte Dritte zu prüfen.

 

 

 2. Begründungsrede

Dr. Klaus-Dieter Lork

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,

unserer Fraktion liegt sehr am Herzen, dass Wiesbaden eine gesunde Atemluft bekommt. Viele Wiesbadener schlagen sich mit einer chronischen Bronchitis herum – ich selbst übrigens auch. Eine Verbesserung der Atemluft sollte aber nicht die Autofahrer, vor allem die Dieselfahrer, einseitig belasten. Bis es flächendeckend die Elektromobilität gibt, wird es noch ein paar Jahrzehnte dauern. Deshalb möchten wir, dass alle alternativen Möglichkeiten zur kurzfristigen Luftverbesserung ausgeschöpft werden.

In der letzten Ausschusssitzung ging es um Feinstaub. In dieser möchte ich aber Stickoxide behandeln. Dazu bringen wir als Maßnahme ein neues Medium ins Spiel: Das Titandioxid.

Titandioxid, kennen wir normalerweise aus Zahnpasta, Cremes, Kosmetik und vor allem aus Wandfarben, wie „Alpinaweiß“. Hier wird amorphes Titandioxid als Pigment eingesetzt.

Von Titandioxid gibt es aber auch eine kristalline Form. Und diese ist physikalisch gesehen ein Halbleiter. Analog zum Halbleiter Silizium kann auch Titandioxid mit Hilfe von UV-Licht energetisch angeregt werden. Im Falle des Siliziums wird so Strom erzeugt – wir kennen das von den Solarzellen – während beim Titandioxid auf diese Weise eine chemische Reaktion in Gang gebracht wird. Man spricht hier von der sogenannten „photokatalytischen Reaktion“.

Mit Hilfe dieser Reaktion können sowohl Kohlenwasserstoffe als auch Stickoxide in harmlose Verbindungen umgewandelt werden. Aber mir geht es hier schwerpunktmäßig um letztere, die zusammen mit Feinstaub am bedenklichsten für die Atemwege sind. Stickoxide entstehen vor allem bei motorischen Verbrennungsprozessen. Auch wenn durch moderne Abgasnachbehandlungssysteme die Stickoxidemissionen durch den Autoverkehr in den letzten gut 20 Jahren deutlich gesenkt werden konnten, gilt der Straßenverkehr weiterhin als ein wesentlicher Verursacher.

Die Wirkungsweise des Titandioxids ist wissenschaftlich belegt, das zeigen z.B. Untersuchungen, die das Fraunhofer-Institut für Photokatalyse durchgeführt hat.

Prosolve 370E mit Titandioxid

Das unter a) in unserem Antrag aufgeführte Produkt „Prosolve370E“ der Firma Elegant Embellishments, beruht wie der City Tree auf einer innovativen Idee eines Start-Ups – auch wenn Sie das nicht gerne hören, Herr Kowoll.

Es handelt sich hier um eine Fassadenverkleidung, die aus einer leichten Komponente aus Kunststoff besteht, welche mit einer Nanoschicht Titandioxid überzogen ist.

Bislang gibt es dieses Produkt in Mexiko, China und der Elfenbeinküste zu bestaunen. Im Süden von Mexiko-Stadt schmückt das Produkt als riesige Fassade mit einer Gesamtfläche von 2500 Quadratmeter das „Hospital Manuel Gea Gonzales“ und ist Teil eines Großprojekts „Klima und Gesundheit“ des mexikanischen Gesundheitsministeriums. Diese Wand kann die Emissionen von 1.000 Autos pro Tag reinigen.

Durch den Prosolve wird Umweltbewusstsein auf eine ganz besondere Art und Weise mit Ästhetik verbunden. Insbesondere für eine Stadt wie Wiesbaden, mit ihrer architektonischen Pracht, kann das Zusammenbringen von Alt und Modern eine optisch ansprechende Kombination sein.

Dieses Produkt unterscheidet sich stark von den zwei nachfolgenden.

Das unter b) in unserem Antrag aufgeführte Produkt Airclean Pflastersteine der hessischen Firma FCN ähnelt den herkömmlichen Pflastersteinen, enthält aber Titandioxid. Und in Fulda kommt erstmals beim Bau einer Bundesstraße das stickoxidreduzierende AirClean-Granulat dieser Firma zum Einsatz und sorgt als Asphaltzusatz für sauberere Luft. Dieses Produkt wurde im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungsprojektes entwickelt. Außerdem hat die Stadt Fulda die stickoxidmildernden Pflastersteine in ihren Luftreinhalteplan integriert.

Durch die Pflastersteine kann Stickoxiden direkt vor Ort entgegengewirkt werden. Also auf Straßen, Gehwegen und Parkplätzen.

Zuletzt möchte ich auf das unter c) aufgeführte Produkt in unserem Antrag zu sprechen kommen. Bei der am 1. Juni 2017 hier im Rathaus von der Kreishandwerkerschaft abgehaltenen Ausstellung kam ich mit einem Dachdeckermeister ins Gespräch und erfuhr beiläufig, dass Betriebe in Wiesbaden und Umgebung zuvor Dachziegeln mit Titandioxid-Beschichtung angeboten haben. Aufgrund dessen, dass die Nachfrage marginal klein war, ist dieses Konzept in Vergessenheit geraten bzw. ins Leere gelaufen.

Da frage ich mal in die Runde, können wir da nicht was dran ändern?

Ich habe Ihnen hiermit drei verschiedene Produkte vorgestellt, mit denen sich gezielt Stickoxide beseitigen lassen. Selbstverständlich gilt zunächst die Wirksamkeit von Titandioxid durch den Magistrat zu prüfen, wie auch im Antrag formuliert.

Ich möchte abschließend darauf aufmerksam machen, dass wir bei einer erfolgreichen Prüfung der Wirksamkeit von Titandioxid insbesondere daran interessiert sind, mit ansässigen Unternehmen und Betrieben zusammenzuarbeiten und diese zu fördern.

Alle weiteren Forderungen entnehmen Sie bitte dem detaillierten Antrag.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!  

 

 3. Ergebnis

Der Antrag wurde durch den Geschäftsordnungsantrag „per Aussprache für erledigt“ erklärt und kam somit nicht zur Abstimmung.

 

 4. Pressemitteilung der AfD Rathausfraktion

Pressemitteilung AfD-Rathausfraktion Wiesbaden Nr. 10 / 2017

Stadtpolitiker unterschätzen Wirksamkeit von Titandioxid zu Luftreinhaltung

 Oder kommt der Antrag mal wieder nur von der „falschen“ Fraktion? AfD fordert jedenfalls vergeblich den Einsatz innovativer Umwelttechnologie.

Wiesbaden (14. Juni 2017). In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energie und Sauberkeit stellte die AfD Rathausfraktion in einem innovativen Antrag die Möglichkeit vor, die Stickoxidwerte in der Stadt durch den Einsatz von Titandioxid zu senken und damit die Luftqualität zu verbessern.

Da die Landeshauptstadt mit hohen Stickoxidwerten kämpft, forderte der umweltpolitische Sprecher der AfD Rathausfraktion, Dr. Klaus-Dieter Lork, die Prüfung der Verwendbarkeit von Titandioxid in Wiesbaden und präsentierte gleich drei geeignete Produkte.

Er stellte „Prosolve370E“ des Unternehmens „Elegant Embellishments“ und „AirClean“-Pflastersteine der Firma „FCN“ vor. Außerdem verwies er auf die Möglichkeit der Produktion von Dachziegeln mit Nanobeschichtung bestehend aus Titandioxid durch Wiesbadener Betriebe, um so die lokale Wirtschaft zu stärken.

Lork: „Einige deutsche Städte nutzen bereits Produkte mit Titandioxid, um die Stickoxidkonzentrationen zu mindern. In Hessen verbessern Frankfurt und Fulda dadurch ihre Luftqualität. Fulda verbaut zum Beispiel „AirClean“-Pflastersteine und hat dieses Produkt auch konsequenter Weise im Luftreinhalteplan integriert.“

Der Diplom-Chemiker Lork verweist darauf, dass es bereits eine Reihe von Studien gibt, welche die Wirksamkeit von Titandioxid im Rahmen der photokatalytischen Reaktion beweisen. Außerdem beschäftigen sich namenhafte Wissenschaftseinrichtungen wie beispielsweise das Fraunhofer-Institut seit einigen Jahren ernsthaft mit dem Thema. Es liegen auch Studien vor, die zu positiven Ergebnissen kommen.

Umweltdezernent Andreas Kowol (GRÜNE) und Frau Dr. Christiane Döll vom Umweltamt nahmen in einer vierseitigen Präsentation Stellung. Sie sahen den Einsatz von Titandioxid eher kritisch. Herr Kowol versprach aber am Ende „Wir bleiben an dem Thema dran.“

Dr. Lork versteht diese Zurückhaltung nicht „Titandioxid ist eine wirksame Möglichkeit, Stickoxide in der Luft zu neutralisieren. Deshalb setzen neben einigen Gemeinden in Deutschland auch bereits Städte außerhalb Deutschlands auf diese Umwelttechnologie. Zum Beispiel Mexiko City. Schade, dass die Landeshauptstadt bei dieser Entwicklung nicht vorangeht.“

Da der Antrag der AfD Rathausfraktion am Ende durch den Einsatz des Geschäftsordnungsantrags „Durch Aussprache für erledigt erklärt“ seitens der anderen Fraktionen nicht einmal zur Abstimmung gelangte, bleibt bei Dr. Lork zum wiederholten Male der Eindruck, dass ein guter Antrag keine Zustimmung erfuhr, weil er von der „falschen“ Fraktion kam.

 

5. (Online verfügbare) Pressereaktionen

27.06.2017

Merkurist

Können diese Pflastersteine für bessere Luft sorgen?

Titandioxid ist eine chemische Verbindung, die schädliches Stickstoffdioxid in der Luft reduzieren kann. Damit behandelte Pflastersteine und andere Baustoffe sind bereits auf dem Markt. Können sie dabei helfen, die Luft in Wiesbaden zu säubern? Weiterlesen…