(Wiesbaden, 27. September 2018) Wie in den vergangenen Jahren lädt die islamische „Reformgemeinde“ Ahmadiyya Muslim Jamaat auch in diesem Jahr am 3. Oktober zum „Tag der offenen Tür“ in ihr Gemeindezentrum an der Mainzer Straße ein. Mit dabei sein werden, wie schon in der Vergangenheit, prominente Landes- und Kommunalpolitiker der Stadt Wiesbaden. In wenigen Jahren ist es der Ahmadiyya auf dem Weg solcher Öffentlichkeitsarbeit gelungen, sich als gemäßigte, apolitische Alternative zu konservativen Verbänden wie DITIB zu inszenieren. Bei den Altparteien hat sie damit großen Erfolg, erscheint die Ahmadiyya doch tatsächlich wie die lange herbeigesehnte Brücke zwischen islamischer Parallelwelt und christlich-jüdischer Mehrheitsgesellschaft.
TATSÄCHLICHE REFORM-MOSCHEE STEHT WOANDERS
Tatsächlich gibt es ernst zu nehmende Bemühungen von Seiten muslimischer Bürger, solche Brücken zu bauen, d.h. die reaktionären Dogmen des Islams zu überwinden und zu einer religiösen Praxis zu finden, die ins Europa des 21. Jahrhunderts passt. So gründete etwa die Muslima Seyran Ates vor einem Jahr die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin-Moabit. Ates wurde zugleich der erste weibliche Imam der Geschichte. Sie schaffte die Geschlechtertrennung in der Moschee ab und hieß Schwule und Lesben genauso willkommen wie Frauen ohne Kopftücher.
AHMADIYYA HÄLT AN ANTIQUIERTEN DOGMEN FEST
Ist die Ahmaddiyya nun eine „Reformgemeinde“ in diesem Sinne? Ein Blick in die Publikationen der Gemeinde sorgt rasch für Ernüchterung. Vom Kopftuchzwang über das Schweinefleischverbot und die Homophobie ist bei der Ahmadiyya alles zu finden, was der Islam an mittelalterlichen Dogmen zu bieten hat: „Streng verboten ist der voreheliche und außereheliche Verkehr.“ […]. Gemischte Partys, Tanzen mit Fremden etc. sind nicht erlaubt“, ist im Text des früheren Ahmadiyya-Pressesprechers und Imams Hadayatullah Hübschs zum Thema „Erlaubtes und Verbotenes im Islam“ nachzulesen. Und selbstverständlich ist es Frauen geboten, „ihre irdischen Vorzüge und Reize bedeckt zu halten“, um „fremde Männer nicht anzuziehen.“
Vor dem Hintergrund dieses antiquierten, auch potentiell gefährlichen Geschlechterbildes verwundert es auch nicht, dass Frauen und Männer bei der Ahmadiyya streng getrennte Wege gehen. In den Moscheen beten die Frauen in separierten Bereichen, wo sie den Blicken der Männer entzogen sind.
EHE NUR ZWISCHEN MUSLIMEN ERLAUBT
Gleichzeitig lässt die Ahmadiyya in ihren Broschüren keinen Zweifel daran, dass eine Eheschließung für eine Muslima überhaupt nur mit einem Moslem möglich ist. Nicht zuletzt, weil die europäischen Freiheiten, wie sie die Frauenrechtsbewegungen in der Vergangenheit erkämpft haben, „der Natur der Frau zuwiderlaufen“. Für den 4. Kalifen der Ahmadiyya – Hadhrat Mirza Tahir Ahmad – ist die Emanzipation der Frau ein großer Irrweg gewesen, denn diese sei dafür verantwortlich, dass „nach Statistiken sich der Lesbianismus stark unter den europäischen Frauen verbreitet. Als Gegenstück hat die Homosexualität unter Männern ungeheuerliche Dimensionen erreicht“, so der „Kalif“ in seinem Werk „Die Frau im Islam“.
PERFEKTES MARKETING STATT ECHTER REFORMATION
Es möge sich jeder sein eigenes Urteil bilden. In den Schriften der Ahmadiyya lässt sich allerdings nichts finden, was darauf schließen ließe, dass es sich bei der Ahmadiyya tatsächlich um eine reformierte islamische Religionsgemeinschaft handelt. Vielmehr bestätigt sich der Eindruck, den die beiden AfD-Stadtverordneten Robert Lambrou und Dr. Klaus Lork bei ihrem Besuch des Ahmadiyya-Gemeindehauses am 03. Oktober 2016 formulierten: der „Tag der offenen Tür“ an der Mainzer Straße ist ein Schaulaufen. Es handelt sich um eine jener professionellen Marketingaktionen, wie sie die Ahmadiyya mittlerweile meisterhaft beherrscht – und die selbst die politische Elite des Landes immer noch darüber hinwegtäuschen können, dass die Ahmadiyya keine Reformgemeinde ist und damit als interreligiöser Partner und „Brückenbauer“ genauso ungeeignet ist, wie DITIB und ähnliche Verbände.